Gründung unseres Vereins 2022

Montag, 7. März 2022:

Wenige Tage nach Kriegsausbruch in der Ukraine im Februar 2022 konnte ich, als Gründer des Vereins Hunsrück hilft e.V., nicht mehr tatenlos die schrecklichen Bilder in den Medien ansehen. Schnell fasste ich den Entschluss mir einen 9-Sitzer Bus zu mieten, diesen mit dringend benötigten Hilfsgütern zu beladen und an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren. 

An der Grenze sollten auch geflüchtete Menschen aufgenommen und zurück in den Hunsrück mitgenommen werden, um ihnen dort sicheren Wohnraum zu geben. Da ich bereits ein Jahr zuvor eine private Spendenaktion für den Tierpark Rheinböllen sowie den Wünschewagen des ASB initiiert hatte, war schnell klar auch hierfür einen Spendenaufruf zu starten, um die Kosten für die Fahrt an die Grenze und für die Hilfsgüter nicht komplett privat tragen zu müssen. 

Ich startete eine Sammelaktion auf einer Crowdfounding-Plattform und teilte die Aktion in den sozialen Medien. Nach weniger als 24 Stunden waren bereits über 4.000 EUR Spendengelder eingegangen. Umgehend wurden lokale Supermärkte und Drogerien aufgesucht und hiervon die ersten Hilfsgüter gekauft. Gemeinsam mit meiner Freundin beschriftete ich alle Hilfsgüter zusätzlich in ukrainischer Sprache. 

Donnerstag, 10. März 2022:

Das Wochenende rückte näher, der erste Bus war schon durch das Busunternehmen Bohr aus Lautzenhausen zur kostenfreien Nutzung zugesagt und der erste Kontakt zu einer Hilfsorganisation in der Ukraine hergestellt. Weitere Spenden gingen ein, immer mehr Menschen wurden auf meine Aktion aufmerksam und teilten diese wiederum in ihren sozialen Netzwerken. Eine Spendensumme von 10.000 EUR war bereits am Freitag, einen Tag vor der Abfahrt an die Grenze, erreicht. 

Freitag, 11. März 2022:

An diesem Freitag hatte sich dann noch so viel getan, dass mir die Firma Bohr noch einen 2. Kleinbus kostenfrei zur Verfügung stellte. Und dabei sollte es nicht bleiben. Da der ukrainische Kontakt mir eine Liste mit 16 Frauen und Kinder schickte, war schnell klar, dass die 2 Kleinbusse mit jeweils 2 Fahrern nicht ausreichen würden. Also wurde im Freundes- und Bekanntenkreis nachgefragt. So konnte ein 3. Bus von der Firma PC-Seller aus Büchenbeuren kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Es war sehr rührend zu sehen, wie hilfsbereit Menschen sein können. Sei es in Form einer Geldspende, dem zur Verfügung stellen der Busse, beim Packen der Kartons mit Hilfsgütern, beim Einkauf der Hilfsgüter, oder aber auch die 5 Fahrer, gute Freunde von mir, die mir sofort ihre Hilfe unaufgefordert anboten. 

An dem Freitag war viel zu tun. Da die zwei zusätzlichen Kleinbusse nicht leer an die Grenze hinfahren sollten, wurden noch einmal alle Hebel in Bewegung gesetzt und zahlreiche Helferinnen und Helfer fuhren sämtliche Supermärkte und Drogerien in der Region zum Kauf weiterer Hilfsgüter an. 

Samstag, 12. März 2022:

Am frühen Samstagmorgen startete das Team vom Hunsrück mit den drei Kleinbussen und 57 Kisten vollgeladen mit dringend benötigten Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Babypflege, Körperpflegeprodukte, usw. ins rund 1.300 km entfernte Hrubieszow in Polen. Am späten Samstagabend erreichten wir ein Zwischenlager der ukrainischen Hilfsorganisation "Time to Act together" unmittelbar an der ukrainischen Grenze. Dort wurden die Hilfsgüter abgeladen. Danach sind wir in ein nahegelegenes Hotel gefahren, um dort die Nacht zu verbringen, neue Kraft zu tanken und am nächsten Morgen die geflüchteten Menschen in der polnischen Stadt Rzeszow abzuholen. 

Sonntag, 13. März 2022:

Nach einer kurzen Nacht startete die Gruppe mit sehr gemischten Gefühlen in Richtung eines als Notunterkunft umfunktionierten Supermarktes in der Stadt Rzeszow. Niemand wusste was uns erwarten würde, wie man am besten mit den traumatisierten Frauen und Kindern umgeht, wie man mit ihnen spricht und vieles mehr. Als wir die Notunterkunft erreichten fanden wir rasch die 16 Personen, die wir nach Rheinland-Pfalz mitnahmen. 2 Babies, 8 Kinder und 6 Frauen waren es. Das Jüngste gerade einmal 7 Monate alt. Jeder mit nur einer kleinen Tasche gepackt, in der Hoffnung die geliebte Heimat nur für eine kurze Zeit verlassen zu müssen. Ihr restliches Hab und Gut mussten sie im Kriegsgebiet zurücklassen. Das war für uns Herzzerreißend anzusehen.    Wir entschieden uns nicht mit den Menschen die über 1.300 km nach Rheinland-Pfalz in einem durchzufahren. Sie waren tagelang auf der Flucht, ohne ausreichend Schlaf, ohne die nötige Körperhygiene. Wir buchten für alle an der deutsch/polnischen Grenze ein Hotel und zur Stärkung besorgten wir Pizza. Hier sahen wir bei unseren jüngsten Fahrgästen zum ersten Mal ein Lachen. Ein Moment des Vergessens der schrecklichen erlebten Ereignisse der zurückliegenden Tage.

Montag, 14. März 2022:

Am frühen Montagmorgen starteten wir nach einer Stärkung am Frühstücksbuffet weiter in Richtung Deutschland. Auf dem Weg zurück nach Rheinland-Pfalz machten wir dann noch einen Stopp und versorgten unsere Gäste erneut mit Essen. 

Am späten Nachmittag zurück in Rheinland-Pfalz fuhren wir unsere Gäste dann zu Gastfamilien im Raum Mainz und dem Rhein-Hunsrück-Kreis, wo ihnen für die kommenden Tage und Wochen eine Unterkunft zur Verfügung gestellt wurde. 

Am Abend, nachdem wir die Kleinbusse wieder gereinigt und vollgetankt zurückgegeben haben, musste ich das Erlebte erst einmal verarbeiten. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf, dass es mit dieser Fahrt jetzt nicht für mich beendet sein kann. Auch allein aufgrund der Tatsache, dass bis zum Abend weitere Spenden eingegangen waren und sogar schon ein unfassbarer Betrag von 15.000 EUR zusammenkam - und das gerade einmal sieben Tage nach Beginn der gesamten Aktion.  

Eine Vielzahl, mir auch unbekannter Menschen, nahmen Kontakt zu mir auf und boten neben Geldspenden auch Hilfsgüter, Kleidung, Spielzeug etc. an. Also überlegte ich mir, wie kann diese Welle der Unterstützung in den folgenden Tagen und Wochen noch weiter "geritten" werden. Mir war klar, dass ich Platz brauchte, um Hilfsgüter umschlagen und lagern zu können. 

Schnell bot sich die Firma ERO GmbH aus Simmern/Hunsrück ihre Unterstützung an. Eine 600qm2 große Lagerhalle stellte uns diese Firma letztlich zur kostenfreien Nutzung für die kommenden Wochen und Monate zur Verfügung. Dies war ein wichtiger Meilenstein in der weiteren Entwicklung unseres Hilfsprojekts für die Ukraine. 

Mir war auch klar, dass ich ab dem jetzigen Zeitpunkt nicht mehr alleine agieren kann. Ich brauchte zuverlässige, engagierte Helferinnen und Helfer, die mich auch bei den Sammelaktionen und dem Umschlagen der Hilfsgüter unterstützen möchten. 

Außerdem war es nun notwendig mein gesamtes Vorhaben auf rechtlich gesicherte Säulen zu stellen. Die Idee der Vereinsgründung war geboren. 

Näheres dazu erfahrt ihr hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dieses Video, das uns dankenswerterweise ein guter Freund Christopher Neef von Media-Neef.TV aufgenommen und geschnitten hat, zeigt das Beladen der ersten beiden Kleinbusse am Tag vor der Abfahrt an die polnisch-ukrainische Grenze.

Die ersten beiden Hilfstransporter stehen beladen bereit für ihre erste Hilfsfahrt!

Die ersten 3.500 EUR Spendengelder wurden in eine Vielzahl Hilfsgüter investiert, die allesamt in lokalen Supermärkten und Apotheken im Hunsrück gekauft wurden.

Jeder Stauraum wurde in den Kleinbussen ausgenutzt, um die Hilfsgüter zu verladen. Für unsere jüngsten Fahrgäste mussten wir selbstverständlich auch an Kindersitze für die Fahrt denken. 

Die Abholung der geflüchteten Frauen und Kinder in Rzeszow, Polen. Mit ihrem wenigen Hab und Gut wurden wir von unseren Gästen bereits erwartet. Für die Kommunikation, die teilweise rein auf ukrainisch nur funktionierte, stand uns Julia aus dem Hunsrück am Telefon zur Seite. 

Es war es besonders wichtig, unseren jungen Fahrgästen eine Zeit zum Vergessen an die schlimmen Ereignisse zu gewährleisten. So hatten wir eine Vielzahl Spielzeuge, Malbücher und kleine Überraschungstüten für die lange Fahrt mitgenommen. 

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